Ein langes Wochenende in Italien - Bikepacking zum Gardasee
Wieder hat Fullymax (Komoot Profil hier: https://www.komoot.com/user/889203326156 ) Auf seinem Gravelbike ein Bikepacking Abenteuer geplant... Zum Gardasee und zurück in 4 Tagen ... das Besondere? Der erste Alpencross wurde in einer Fahrt in 22h gemacht um einen Tag Enspannung am Gardasee zu haben ... aber FullyMax erzählt es am besten selbst.
Alles begann vor gut einem Jahr: Damals habe ich zum ersten Mal davon gehört, dass manche, verrückte Radfahrer an einem Tag ohne Schlaf, Nonstop von München aus an den Gardasee 🇮🇹 fahren, dort eine Nacht schlafen und am nächsten Morgen den Zug nach München nehmen.Aus dieser Vorstellung und gleichzeitig der Begeisterung, so viele verschiedene Regionen und Länder in solch einer kurzen Zeit zu entdecken wurde ein Gedanke und nicht viel später fasse ich den Entschluss: „Ich will es auch einmal versuchen!“Allerdings ist mir zu dem Zeitpunkt schon klar: Wenn, dann schon richtig!Und das heißt: Zelteln 🏕️ und auch wieder mit dem Bike heimfahren!Gut ein Jahr vergeht und Ostern ergibt sich spontan die Möglichkeit: Durch den Karfreitag und den Ostermontag habe ich praktischerweise ein 4-tägiges Wochenende! Noch dazu möchte ich meine neue ASSOS-Langstreckenhose und mein noch recht neues Rose BackRoad Gravelbike auf Herz und Nieren prüfen! Also nichts wie los!Die Route ist gleich geplant und Anfang April heißt es dann: Auf zum Gardasee! Und das Nonstop!Es ist eine Reise, die ich wohl nie vergessen werde:Nach ein paar Stunden im Sattel verlasse ich Deutschland, folge für viele Kilometer dem Inntalradweg, bis es über den Brenner nach Italien geht, das ich bei Sonnenuntergang erreiche.Ab Sterzing bricht die Nacht herein und die nächsten 8 Stunden muss ich in der Dunkelheit Kilometer machen.Lange folge ich dem Ciclovia-Alpe-Adria, der mich auf alten Bahntrassen und durch das scheinbar nicht endende Weinbaugebiet Italiens führt, bis ich um kurz vor 6 Uhr morgens den Gardasee erreiche 😊.Dort schlage ich in einem Olivenhain mein Zelt auf, schlafe ein paar Stunden und genieße den nächsten Tag mit Pizza und Eis Italien 🇮🇹.Die darauffolgenden 2 Tage werden wieder sportlich: Ich durchquere das kaum vom Tourismus erschlossene Hinterland des Gardasees, erklimme dabei zahlreiche kleine Pässe, aber auch den über 2.000m hohen Passo Giovo.Dabei muss ich unter anderem lernen mit wenig Verpflegungsmöglichkeiten auszukommen, denn Ostern hat in Italien -außerhalb den Tourismusregionen- kaum ein Geschäft oder ein Gasthaus geöffnet!Packe dir also ausreichend Proviant ein!Am letzten Tag meines Abenteuers muss ich nach dem Jaufenpass und dem Brenner etwas „abkürzen“, denn morgen ruft wieder die Arbeit!Deshalb nehme ich statt dem traumhaften Walchensee und der Kesselbergstraße -die ich dir aus eigener Erfahrung nur empfehlen kann- den Inntalradweg und komme um Mitternacht daheim an.Falls dir die Etappen etwas zu weit und zu lang sind, kannst du sie einfach auf mehrere Tage fahren 😉.Ansonsten kann ich nur sagen: Italien hat einiges zu bieten!
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Auf zum Gardasee 🇮🇹! - Mein Alpencross in 22h (410 km | 19:43 | 3 400 m) 22 Uhr: Ich sitze in Coste 🇮🇹 und esse auf einer Parkbank im Industriegebiet eine Hofer-Fertigpizza aus Österreich 🇦🇹. Und dabei Frage ich mich nur: Was in aller Welt mache ich hier?! Ist das real? Nun aber von Anfang an:Es ist Freitag, der 07. April 2023.7:05: Mit knappen 5 Minuten Verspätung von der geplanten Abfahrtszeit mache ich mich auf den Weg. Nach Österreich 🇦🇹, nein, nach Italien 🇮🇹, zum Gardasee! Eigentlich beides 🇮🇹🇦🇹. Schon letztes Jahr hatte ich mir das in den Kopf gesetzt: Wenn ich mal ein Gravelbike habe, dann will ich damit als erstes eine Bikepacking-Tour an den Gardasee machen. In 24h. Eine letzte Kontrolle, alles ist dabei. Eine kurze Verabschiedung. Und es geht los! Ehrlich gesagt bin ich am Anfang der Tour noch nicht sehr motiviert: Das Wetter ist trüb und es sieht nach WetterOnline so aus, als ob es bald regnen würde. Und 400km im Regen 🌧 zu fahren…darauf hatte ich nun wirklich keine Lust! Trotzdem kann ich mich motivieren motiviert zu sein. 1. Fahre ich ins warme Italien 🇮🇹 (und somit weg vom nass-kalten Deutschland 🇩🇪😉)2. Darf ich @Huber001🛩 ab Rosenheim kennenlernen, der mich ein Stück begleiten wird und3. Fahre ich mit meinem Gravelbike! Bei noch gutem Wetter darf ich die morgendliche ☀️ genießen und kurble schnell nach Dorfen. Danach warten schon die Gatterberg auf mich, die die ersten Höhenmeter bringen 😅 und ich komme schnell nach Haag.Hinter Haag ziehen sich die Wolken ☁️ immer mehr zusammen und ich befürchte allmählich, dass meine WetterApp doch recht hatte: Ganz hinten im Süden (vielleicht Rosenheim) sehe ich den Regen 🌧 von Weitem. Trotzdem kurble ich in der Hoffnung weiter, dass der Regen 🌧 bald aufhört und ich nicht direkt in eine Regenfront reinfahren muss.Ich war wirklich noch nie so unmotiviert in die 🏔 zu fahren 😅. Auf teilweise für mich neuen Straßen geht es weiter Richtung Huber001🛩‘s Revier. Dort will ich heute auch zum 1. Mal den Huber in echt treffen. Bald bin ich in Rosenheim und weder erwarten - der Regen 🌧 hat sich gelegt!Bei Pfraundorf treffe ich Huber001🛩, der mich ab hier die nächsten 30km, bis Oberlangkampfen, begleiten wird. Dabei erzählt er mir nicht nur Interessantes über Brücken und Bahn 🇩🇪-🇦🇹, sondern auch über verschiedene 🏔, die beste Radroute ab dem Brenner und natürlich über das Fliegen 🛩. Danke für‘s Mitfahren! Die 30km sind wie im FLUG 🛩 vergangen 😉. Ab Oberlangkampfen muss ich wieder allein den Weg bestreiten, der aber ab nun so gut ausgeschildert ist, dass ich Komoot eigentlich nicht mehr brauche: Auf dem Innradweg fahre ich bis kurz vor Innsbruck.Dabei komme ich gut voran. Warum? Wenig Höhenmeter, gerade, lange Strecken und Motivation ☀️🏔! Bei Innsbruck verlasse ich endlich das Tal und freue mich auf die lang ersehnten Höhenmeter. Auf der alten Römerstraße werde ich mich von nun an dem Brenner nähern. Zunächst sind noch ein paar steile Rampen dabei und ich werde bald mit einem 👍🏻 Ausblick auf Innsbruck belohnt 😊. Anschließend kann ich nicht sagen, dass der Brenner den Namen „Pass“ verdient: Man könnte eher sagen, es ist eine lange Straße, die sowohl bergauf als auch bergab geht, aber ersteres logischerweise öfters (schließlich geht es auf 1.380m). Die letzten Kilometer -ab Matrei am Brenner- muss ich auf einer stark befahrenen Bundesstraße absolvieren, da es keinen anderen Weg gibt. Hier werde ich von ein paar Auto- aber auch LKW-Fahrern, die mir zujubeln, angespornt. Andererseits fragt mich ein aggressiver Autofahrer, als er mich mit offenem Fenster überholt, ob ich eine in die Fresse mag.Ich schreie ihm genauso aggressiv hinterher, was er für ein Problem mit Radfahrern hat. Zufälligerweise treffe ich den gleichen Autofahrer ein paar Kilometer später, wieder, als es vor (s)einem Haus gehalten hat.Hier frage ich ihn unter dem Vorbeifahren, was er für ein Problem hat, doch er schreit nur aggressiv rum.Mir ist es dann auch egal. Von solchen Leuten lasse ich mich nicht aufhalten 🤬!!! Vor Sonnenuntergang 🌅 erreiche ich noch den Brenner und bin endlich in Italien 🇮🇹!Hochmotiviert freue ich mich auf eine seeehr lange Abfahrt (fast bis zum Gardasee!) und renne die alte Bahnstrecke entlang. Bei Gossensaß neigt sich der Tag dem Ende zu und es folgt eine größtenteils lange Abfahrt bis nach Sterzing.Dort begegne ich auch ein paar Bikepackern und bin der Hoffnung, dass sie mich vielleicht bis zum Gardasee begleiten und auch die Nacht durchfahren.Diese aber fahren nur bis nach Sterzing und so muss ich die Nacht mental alleine bewältigen.Nun sinkt wieder die Motivation. Der Grund: In der Dunkelheit muss ich auf schlechten Straßen andauernd -entgegen meines Höhenprofils- auf-und abfahren. Somit mache ich nur sehr langsam Kilometer und befürchte schon, dass es die ganze Nacht so dahingehen wird. Zum Glück ist ab Brixen damit Schluss und nun werden Kilometer gemacht! Immerhin habe ich noch 150 davon! Ich rase durch die Nacht, ab Brixen sind die Radwege in einem guten Zustand und aus dem lauten Gebirgsbach ist ein leiser Fluss geworden.An viel kann ich mich nicht mehr erinnern. Nur noch an Dunkelheit, lange, gerade und flache Radwege und vor Bozen an viele Tunnel (die sogar mit Bewegungsmeldern ausgestattet waren!). Jede Stunde muss ich meine Batterien am Scheinwerfer tauschen, damit ich mehr als 5m sehen kann. So rase ich fast blind durch die Nacht, (fast) nur der Vollmond und die Spiegelungen am Wasser erhellen mir die Fahrbahn.Hinter Bozen fangen die Weinfelder an und ich rieche Italien 🇮🇹. Ist es der Dünger oder doch das Spritzmittel? Ich weiß es nicht 😅. Ab Bozen wird es richtig schön, ich sehe die Silhouette der 🏔 und rolle konstant mit 30-35km/h weiter.Bis……mich der Talwind trifft, von dem unter anderem Huber001🛩 gesprochen hat.Bis nach Kufstein hatten wir den Wind 🌬 ja auch 😅. Nun kurble ich mit 20-25km/h weiter, in der Hoffnung, dass sich der 🌬 bald legen wird.Das macht er 🌬 aber nicht so schnell, ich statte Neumarkt an der Weinstraße um 01:17 Uhr noch einen ungewollten Besuch ab (Umleitung!) und kurble weiter nach Trento. Bei Trento darf ich noch ein paar kleine Anstiege bewältigen, bis es bald wieder flach an Roverto vorbei geht und ein letzter Anstieg folgt bis ich am Gardasee bin! Recht müde nehme ich den natürlich auch noch in Anspruch und kurble entspannt hoch.Wenn man „entspannt“ sagen kann, da mir seit ca. 200km der Rücken sehr schmerzt und der Hintern auch nicht mehr so gut sitzt 😬. Aber die Assos-Langstreckenhose hat sich nun schon bewährt, auch wenn es die 1. Fahrt mit dieser ist: So wenig hat mir mein Hintern nach so einer Strecke noch nie weh getan! Hier meine neue Hose für Langstrecken: https://assos.com/de/mille-gt-summer-bib-shorts-gts-5288.html Jedenfalls erreiche ich bald den größeren Hügel (übertrieben gesagt „Passo San Giovanni“, ich hab übrigens auch nur im Nachhinein durch das Highlight in Komoot erfahren, dass das ein „Pass“ ist 😅), anschließend rolle ich bergab und erblicke im Mondschein den Gardasee 😊. Schnell vernichte ich die mich vom Gardasee trennenden Höhenmeter, kurble noch ein Stück bis kurz vor Riva und begebe mich auf die Suche nach einem versteckten Platz zum 🏕 aufschlagen.Das stellt sich aber als gar nicht so leicht heraus, da viele Weinfelder dort (wegen des starken Tourismus?) eingezäunt sind.Schließlich finde ich einen gemütlichen Platz unter Olivenbäumen 🌳, schlage mein Zelt schnell auf und schlafe bei Morgendämmerung ein. Link zum Relive-Video: https://relive.cc/view/vQvy2xZKA4O Übrigens: Mit Pausen waren es genau 22:10h zum Gardasee, aber ich habe mal auf volle Stunden gerundet 😉. Die 24h habe ich doch geschafft!
Tag 2: Entspannen und den Gardasee genießen 🏔 🌴😎 (19,6 km | 01:14 | 100 m) Nach gut 5 Stunden Schlaf wache ich um 11 Uhr durch Pflegearbeiten an der nebenliegenden Weinplantage auf. Es ist schönstes Wetter ☀️ und sogar warm! Heute ist entspannen angesagt, denn morgen soll es wieder Heim gehen.Nachdem ich mein Zelt 🏕 abgebaut hatte und gar nichts mehr zum Essen habe, beschließe ich gleich zum Frühstück mir eine original italienische Pizza 🍕 zu gönnen. Dazu entscheide ich mich für die Pizzeria Fenice, die nicht weit entfernt liegt und 👍🏻 Bewertungen hat. Dort ist -als ich ankomme- alles wie ausgestorben, hier ist gar nichts los. Ein schlechtes Zeichen? Nein! Meine Pizza 🍕ist wirklich 👍🏻😋 und auch das Tiramisu als Nachtisch lässt sich zeigen.Mich wundert es nur, dass ich der einzige Gast dort bin…Anschließend fülle ich bei einem Einkauf noch meine Vorräte auf und nun geht’s endlich bei Tag an den Gardasee! Am Gardasee entspanne ich mich auf meiner aufblasbaren Isomatte und auch die Enten 🦆 mögen ein paar Snacks ab haben 😄.Leider wird es am See zunehmend stürmischer und somit auch kalt (obwohl es 17 Grad hat) und ich beschließe am Nachmittag schon mein Nachtlager aufzuschlagen.Am frühen Abend bin ich ein letztes Mal beim Gardasee, kühle mich ein wenig ab und mache Brotzeit. Anschließend fülle ich mein Wasser noch an einem sehr schönen Friedhof 🪦 auf und lege mich bald schlafen. Morgen soll es dann wieder Richtig Heimat gehen, doch nicht den Direktweg, der ist mir zu flach 😉!
Pässe, Hitze, Italien 🇮🇹! - Alpencross nach Hause: Tag 1 (157 km | 09:50 | 3 560 m) Um kurz nach 7 Uhr wache ich in meinem Zelt 🏕 auf. Draußen ist es noch bei 6 Grad recht frisch und so ziehe ich mich gut an, Frühstücke schnell ein Olivenbaguette 🫒 und ein paar Croissants 🥐 und packe meine Sachen zusammen. Obwohl ich noch einen leichten Muskelkater in den Oberschenkeln spüre freue ich mich auf den Tag.Heute warten ein paar Pässe und Höhenmeter auf mich. Wenn ich gut vorankomme schaffe ich vielleicht sogar den Jaufenpass noch, der allerdings um 18 Uhr schließt! Nach einer letzten Kontrolle um kurz nach 8 Uhr, ob alles verstaut ist, schwinge ich mich auf‘s BackRoad und fahre wie gestern zu dem gepflegten Friedhof, bei dem ich meine Wasserflasche auffülle.Anschließend widme ich mich dem ersten Pass des Tages. Heute sollen noch 2, wenn nicht 3 weitere Pässe folgen! Schon bei den ersten Metern bergauf wird mir warm, denn die Temperaturen steigen schnell auf 10 Grad und ich muss mich wieder in kurz umziehen. Die folgenden Kilometer sind wirklich ein Traum: Ich erklimme mit nur 5-7% entspannt in Serpentinen einen Berg 🏔.Je höher ich komme, desto weiter kann ich in das Tal des Gardasees sehen 😊.Dabei begleiten mich Olivenhaine 🫒 und alte, schöne Dörfer.Nach den zahlreichen Serpentinen kurble ich bei leichter Steigung am Lago di Tenno vorbei und habe nach gut 1 1/2h schon den Passo del Ballino erreicht.Dort lege ich mich nicht in der Villa Corona zur Ruhe nieder, sondern bin jetzt erst warm gefahren! Es folgt eine kurze Abfahrt bis nach Ponte Arche. Nach dem kleinen Tal heißt es wieder „treten!“, denn nun soll es ca. 26km leicht bergauf gehen. Auf schönen, aber teilweise stark befahrenen Straßen schlängele ich mich durch die Dörfer Dorsino und San Lorenzo in Banale, anschließend fahre ich eine Straße wie ich sie nur aus dem Bilderbuch (oder eher Internet 😉) kenne: Eine alte Bergstraße schlängelt sich am kahlen Berghang entlang. Teilweise muss ich vielen Steinen, die heruntergestürzt sind, ausweichen, aber das ist es auf jeden Fall wert! Auch das Risiko, von einem Stein getroffen zu werden, ist es Wert, die gesperrte aber traumhafte Straße zu fahren 😊. Der lange Autotunnel als Alternative sagt mir nicht gerade zu… Nach dieser Traumstraße fahre ich ein kleines Stück Bundesstraße, bis es wieder ruhiger wird: Ich nähere mich auf Gravelwegen dem klaren Lago di Molveno 😊.Die anfänglichen Gravelwege münden aber schnell in grobe Schotterpisten mit teilweise verblockten 🪨 Abschnitten.Recht holprig und nicht gerade für das Gravelbike zu empfehlen, aber auf alle Fälle landschaftlich ein Highlight 😊. Ein paar Kilometer begleitet mich der große See, bis ich in Molveno auf die Zivilisation treffe.Ein letzter Blick zum See und ich folge der Straße bis Andalo. Kurz danach habe ich den Höhepunkt erreicht, der aber meines Wissens kein Pass ist, jedoch ein ähnliches Höhenprofil wie das des Basso del Ballino aufweist. Anschließend rolle ich eine 13km lange Straße bergab und vernichte dabei rund 700hm wieder 😁.Dabei sehe ich zum ersten Mal der Tour in die Ferne.Jetzt weiß ich schon: Der Gampenpass wird wahrscheinlich ganz hinten sein 😅. Die Abfahrt ist wirklich ein Traum: Zunächst sehe ich noch die Weinberge 🍇 und Feldwege von oben, bis ich mich unten angekommen mittendrin befinde und es wieder deutlich wärmer wird😊. Ich bin schneller unten als ich es möchte und unten angekommen stehe fast wieder am Anfang. Zumindest höhentechnisch gesehen: Von 290m erklimme ich von nun an über 44km den Gampenpass, der seine Passhöhe auf 1.518m hat. Dabei durchquere ich viele kleine Dörfer, die alle wie fast ausgestorben wirken. Nicht einmal eine Bäckerei oder Metzgerei hat geöffnet, geschweige denn eine Tankstelle. Die laufen hier alle auf „Selbstbedienung“. Problematisch, wenn sich die Vorräte zu Ende neigen 😬.Nun ist also das „Provianteinteilen“ angesagt und ich hoffe in Meran etwas essbares zu finden. Ansonsten stellt sich der zunächst immer sehr geringe Anstieg als landschaftlich traumhaft heraus: Mich begleiten viele blühende Apfelplantagen 🍎 unterbrochen von saftigen Wiesen bis es ab einer gewissen Höhe in Weinfelder 🍇 übergeht.Ab Fondo kann man jedoch erst vom Gampenpass oder auf italienisch dem passo palade sprechen. Mit einer leichten dauernden Steigung kurble ich mich den Pass hinauf. Dabei komme ich an dem wohl längsten Ortsnamen vorbei, den ich jemals gelesen habe: Unsere Liebe Frau im Walde 🌲. Obwohl sich die Passstraße mit minimaler Steigung hinaufschlängelt, verlangt sie mir einiges ab, vor allem mental: Immer als ich denke schon fast oben zu sein, geht es nochmals Kilometer bergauf und so geht das eine Zeit weiter.Dabei habe ich noch Gegenwind 🌬 und so fühlt es sich an, auf einer scheinbaren flachen Straße nicht vorwärts zu kommen 😅. Als ich schon fast bezweifle, dass der Pass jemals aufhören wird, werde ich durch das Passschild wieder motiviert. Ich bin oben! Auf 1.518m ist es kühl und so nehme ich bald die Abfahrt ins Visier, die sich als die Schönste der heutigen Etappe herausstellt. Auf knapp 18km vernichte ich 1.200hm und renne nahezu auf Meran zu 😊.Dabei friert es mich oben bei 5 Grad noch und unten angekommen herrschen angenehme 18 Grad. Umziehen lohnt sich da nicht! Es ist nun schon später Nachmittag und ich weiß: Den Jaufenpass werde ich heute nicht mehr schaffen! Aber ich möchte möglichst nahe an diesen herankommen und so versuche ich im Tal Kilometer zu machen.Hier herrscht aber wieder Talwind 🌬 und ich komme nur langsam vorwärts. In Meran möchte ich mir bei einem Supermarkt Vorräte zulegen, der aber trotz der abgebildeten Öffnungszeiten geschlossen hat 😡. Zum Glück ist ein McDonalds in der Nähe, ich stärke mich und nehme mir 6 Cheeseburger 🍔 als Proviant mit. Anschließend renne ich Richtung St. Leonhard in Passeier weiter.Hier erkurble ich noch ein paar Höhenmeter, bis ich bei St. Leonhard kurz nach Sonnenuntergang 🌅 mein Nachtlager aufschlage und mich schlafen lege.
Pässe, Täler und 3 Länder 🇮🇹🇦🇹🇩🇪! - Alpencross nach Hause: Tag 2/2 (267 km | 13:34 | 3 350 m) Die Nacht war kalt und frostig 🥶 und so wache ich am nächsten Morgen schon um 6:30 Uhr auf.Schnell frühstücke ich 2 Cheeseburger 🍔, von denen ich allerdings nicht satt werde. Einen Burger muss ich mir noch aufheben, denn sonst habe ich im Notfall gar nichts mehr und einen Hungerast kann ich nun wirklich nicht gebrauchen. Das vereiste Zelt 🏕 ist schnell abgeklopft und bald ist alles verstaut.Als ich alles habe fahre ich nach St. Leonhard in Passeier, in der Hoffnung in diesem aus Hotels und Pensionen bestehenden Ort etwas essbares zu finden. Meine Hoffnung schwindet aber ziemlich schnell, nachdem ich geschlossene Bäckereien und Cafés um halb acht morgens erblicke. Hier ist alles wie ausgestorben 😳.Sogar der Spar, der mit einem großen Schild „jeden Tag geöffnet“ wirbt, hat geschlossen. So langsam bekomme ich es mit der Angst zu tun 😬. In spätestens einer Stunde muss ich wieder viel Essen, um keinen Hungerast zu bekommen.Und ich habe noch den Jaufenpass vor mir…Wie soll ich das nur schaffen?Zu diesem Problem kommt noch, dass ich nur noch eine viertelvolle Powerbank habe, bei der ich nicht weiß, wann sie endgültig leer ist 😬.Und wenn die Powerbank leer ist, habe ich noch ca. eine Stunde bis mein Handy leer ist.Ich muss sie schnell aufladen!!! Zum Glück 🍀 erblicke ich in einer Art Café-Bar Licht.Als ich mich nähere sehe ich darin ein paar Leute sitzen!In der Hoffnung dort etwas essbares zum Mitnehmen zu finden betrete ich das Lokal.Drinnen sitzen zwei Personen an der Bar und trinken Wein, auf einem anderen Tisch frühstücken welche. Komisch.An der Theke sehe ich ein paar Schoko- oder Marmeladencroissants, nicht mehr, aber ESSEN! Zwar nicht alltäglich, aber ich frage den wohl italienischen Bediener (er versteht mich nur ein wenig), ob er mir 4 Crossaints, die das halbe Lebensmittelinventur des Ladens darstellen, einpacken könnte.Das geht. Anschließend renne ich zu meinem Gravelbike, ziehe alle Kabel, die PowerBanks und Aufladegeräte aus den Taschen und suche gefühlt das ganze Lokal nach Steckdosen ab.Hinter den Gardinen, unter den Tischen, in den Ecken, aber hier ist nichts!!!Zwar sehen mich die frühstückenden Leute ein wenig komisch an, aber das ist mir nun egal.Ich muss meine Powerbanks aufladen! Als ich nichts finde, frage ich den Bediener und ich darf bei seiner Bar Strom ziehen.Ich weiß, dass ich heute noch ca. 260km vor mir habe, denn morgen geht’s wieder in die Arbeit. Folglich darf ich nicht viel Zeit mit dem Aufladen verbringen und lande während meines Frühstücks auf. Dabei fülle ich noch meine Wasserflaschen auf und komme auch ein wenig mit (wahrscheinlich) Südtirolern ins Gespräch.Als ich sie zunächst reden höre, denke ich, nun habe ich wirklich den Verstand verloren, denn ich verstehe nur teilweise Worte und Satzstücke, das andere ist italienisch?!Irgendwie komisch…Hier in Italien 🇮🇹 ist so vieles auf deutsch und was ist das für eine Sprache? Jedenfalls erzähle ich ihnen kurz von meiner Reise und bin wenig später auch wieder verschwunden. Meine Powerbank und mein Handy haben wenigstens ein wenig geladen.Es ist nun schon 8:30 Uhr und endlich kann ich den Pass bestreiten! Die ersten Kilometer folge ich der alten Passstraße, mit der ich dank 10%iger Steigung schon gut Höhenmeter mache 🥵.Dabei verschwindet St. Leonhard allmählich im Tal und ich nähere mich der Passstraße. Dort angekommen kurble ich ganz entspannt mit rund 7% hoch.Was mir dabei auffällt: Andauernd werde ich von Mühldorfern, Freisingern, Rosenheimern und weiteren Kennzeichen überholt. Schnell gewinne ich an Höhe, bin bald an der Waldgrenze 🌲🌳 und nach gut 2 1/2h erreiche ich die Passhöhe auf 2.094m.Ich habe den Jaufenpass oder auf italienisch passo GIOVO erklommen! In die Berghütte kehre ich kurz ein, lade während dem kleinen Snack, einem paar Wiener mit einer Semmel, meine Powerbank, verschlinge danach noch einen Cheeseburger 🍔 und 2 Croissants 🥐 und schwinge mich dann wieder auf den Sattel. Anschließend renne ich frierend den Pass runter 🥶.Dabei freue ich mich über jeden Tiefenmeter, der mich wieder in Richtung Wärme und Sterzing bewegt! Teilweise sind die Straßenverhältnisse abenteuerlich und ich darf mit 60km/h Straßenrissen ausweichen und über Wellen fliegen 😬. Im Tal angekommen hat es angenehme 19 Grad und ich kurble schnell nach Sterzing.Dort sehe ich die schöne Stadt endlich mal bei Tag und denke auf‘s Erste, dass ich dort noch nie war!Was die Perspektive alles aus macht! Schnell verlasse ich die Stadt und gehe den Brenner an.Diesen kurble ich schnell rauf und oben angekommen dann die Erleichterung: Genau hinter der Grenze in Italien 🇮🇹 hat ein Supermarkt geöffnet!Zwar habe ich noch Proviant, der wird mir aber nicht lange reichen und so kaufe ich Vorräte für die nächsten 200km ein, sodass ich nicht nochmal einkaufen muss und wertvolle Zeit verschwende. In Österreich 🇦🇹 rollt es sich schnell bis nach Matrei am Brenner.Anschließend wechsle ich zur alten Brennerstraße, die mich bis nach Innsbruck bringt. Ab Innsbruck befinde ich mich im Inntal und kann richtig Kilometer machen!Auch wenn ich etwas gegen den Gegenwind 🌬ankämpfen muss, komme ich schnell voran, was wahrscheinlich an dem sehr geringen Gefälle des Flusses liegt.Ich fahre nach Wattens, Schwaz, Jenbach, Brixlegg und Wörgl nach Kufstein.Der Innradweg ist dabei immer 👍🏻 ausgeschildert! Ein paar Kilometer vor Kufstein begleitet mich bis zur Stadt noch ein Gravelbiker, der meine Reise sehr cool findet.Die Kilometer vergehen da gleich viel schneller 😁! Hinter Kufstein geht allmählich die ☀️ unter und ab Rosenheim befinde ich mich in der Nacht.Schnell durchquere ich Rosenheim und fahre anschließend kilometerweit auf der „Radlautobahn“ am Inndamm entlang Richtung Heimat. Irgendwann navigiert mich Komoot sehr ungewöhnlich: Nach Rott am Inn.Nun muss ich noch einige Hügel und neue Straßen bei Dunkelheit bewältigen.Bald befinde ich mich aber in Edling und ab hier kenne ich die Straße wieder auswendig! Ich renne über Rechtmehring nach Haag und weiter nach Dorfen.Über den Radlweg und ein paar Straßen kurble ich noch, bis ich um 0:15 Uhr glücklich daheim ankomme. Insgesamt war mein verlängerter Wochenendtrip ein Unvergesslicher, den ich nie vergessen werde.Ich habe dabei wirklich alles dabei erlebt: Von Pässen, Tälern, unterschiedlichen Ländern 🇩🇪🇦🇹🇮🇹, von Hitze und Frost, Tag und Nacht und noch viel mehr. Das ist es, was mich antreibt: Der Kontrast.
Mein Trip in Zahlen:Gesamt: 853,6km 10.410hm 89:10h Gesamtzeit davon 44:21h Fahrzeit Link zum Relive-Video: https://relive.cc/view/vxOQ4KwyzMv
Wer an die Alpen denkt, denkt sofort an Österreich, die Schweiz und die Dolomiten (Südtirol) ... Oft vergisst man aber die Alpen die westlichen zwischen Italien und der Schweiz liegen. Hier kennt man die großen Seen (Lago Maggiore, Comersee) - aber man kennt wenige Transalp Routen die sich in dieser Region austoben. Deshalb finde ich diese Routen von Veloclaudi besonders spannend.